Internationale Reputation
Schafranek hatte zuvor in Schweden bei Ingmar Bergman und in Berlin bei Bert Brecht Erfahrungen als Regieassistent gesammelt. Ruth Brinkmann war fest entschlossen, ihre Schauspiel-Karriere fortzusetzen. Da sie es sich nicht zutraute, gut genug Deutsch zu lernen, um in dieser Sprache auf der Bühne zu reüssieren und weil Franz Schafranek nicht auswandern wollte, kamen sie auf die Idee, ein englischsprachiges Theater in Wien zu gründen.
Im Jahr 1963 brachten sie mit Jerome Kiltys "Dear Liar" (Geliebter Lügner) die erste Produktion auf die Bühne. Mit Ruth Brinkmanns "Dear Liar"-Partner Anthony Steel war ein zugkräftiger Name vorhanden. Alles klappte bestens, und in weiterer Folge strömten nicht nur englischsprachige Wien-Touristen, sondern vermehrt auch Wiener in die Vorstellungen.
Freilich war die erste Zeit kein Honiglecken gewesen. Anfangs verteilte Franz Schafranek, der Regisseur, tagsüber kopierte Zettel und saß abends höchstpersönlich an der Kassa. Aber die harte Arbeit lohnte sich, denn die künstlerische Professionalität brachte zusehends nicht nur im Land selbst, sondern auch international hohe Anerkennung.
Ab 1974 fand Vienna’s English Theatre eine fixe Spielstätte in der Josefsgasse in der Josefstadt. Es gelang, zahlreiche Stars zu verpflichten, darunter Joan Fontaine, Anthony Quinn, Leslie Nielsen, Linda Gray, Larry Hagman und Gracia Patricia von Monaco. Peter Wyngarde alias "Jason King" wirkte 1977 bei "Dear Liar" mit.
Auch die "Schooltours", die aktuell alljährlich Hunderte Aufführungen zu 250.000 Schülern in ganz Österreich bringen, trugen dazu bei, dass das Theater eine österreichische "Institution" wurde. Mittlerweile wird es mit großem Erfolg von Julia Schafranek, der Tochter der beiden Gründer, geleitet.
Von Johann Werfring
Print-Artikel erschienen am 20. März 2014
in der Kolumne "Museumsstücke"
In: "Wiener Zeitung", Beilage "ProgrammPunkte", S. 7
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